Soll ich oder soll ich nicht?

Ich lache laut in mich hinein

Wenn die Zeit immer knapper und die Aufgabenliste, ja so was führe ich, immer länger wird sollte man sich schon genauestens überlegen, was man in seiner verfügbaren Zeit so treibt. Ich rede hier von Vorlesungen die aufzusuchen zwar möglich – sogar gewünscht – ist, die Zeit die dafür jedoch benötigt wird, etwa der Zeit entspricht, die man braucht etwa einen oder auch zwei Absätze seiner Bachelorarbeit zu schreiben. Was also tun? Gewissensfrage der Woche.

Man einigt sich selber darauf, dass aus ethischen Motiven der Solidarität, derer gegenüber, welche diese Veranstaltungen regenmäßig aufsuchen, die Vorlesung einmal in drei Wochen aufgesucht wird. Meistens wird gleich darauf wieder beschlossen, es in Zukunft nicht mehr zu tun. Aber ich halte drei Wochen für einen fairen Zyklus.

Es gibt definitiv Dinge die sind vorbildliche Zeitverschwendung. Beispielsweise gibt es, an meiner Hochschule, ein Seminar über „Musik in der Sozialen Arbeit“. Ein viel versprechender Titel, genau meine Baustelle, denke ich bis ich merke: Ich bin in eine Trommelgruppe für Anfänger und/oder Unbegabte geraten. Nicht dass ich mich selbst als besonders musikalisch begabt sehe, aber das – Kunstpause- sprengt jede Toleranzgrenze. 90 Minuten wildes Herumgerassel und Gepauke. Es kommt auch mal vor, dass ein Lied, in afrikanischer Sprache, dazu angestimmt wird. Eine äußerst groteske Angelegenheit.

Ich habe auch wenig Lust, die Zeit damit zu verbringen, eine Austauschrunde über die schönsten Erlebnisse meiner Osterferien oder meines verlängerten Wochenendes über mich ergehen zu lassen. Weder als Zuhörer noch als Berichterstatter. Diese Runden haben mich in der 7. Klasse schon nicht mehr so sehr gereizt. Kann sein, dass das daran lag, dass ich wenig Interessantes zu erzählen hatte. Egal, so oder so: eine derartige Runde gehört nicht in den Hochschulkontext. Ob sozial, kirchlich, friedlich und frei ist mir dabei scheißegal. Ebenso wenig wie regelmäßige Stuhlkreise, Duftkerzen, Walmusik, Jogamatten, Berge von bunten Moderationskarten oder „Hacksäcke“. Ihr wisst schon diese gehäkelt aussehenden keinen Bälle mit irgendeiner Füllung die man sich mit Hilfe sämtlicher Gliedmaßen zukommen lassen kann und das möglichst elegant. Diese Säcke mag ich auch nicht und das nicht nur weil ich diese Beschäftigung nicht optimal beherrsche sondern weil sie vor allem albern und nicht sportiv lässig aussieht, wie manche es wohl glauben mögen. Ebenso wenig taugt ein Hacksack als Moderationshilfsmittel nach der Devise: „nur wer den Hacksack hält spricht.“ Eine klare Hackordnung sozusagen.

Zurück zum Thema: Kann man es tatsächlich, ohne eine schlechtes Gewissen, bringen zu Veranstaltungen bei denen weder eine Note, noch eine bescheinigte Anwesenheit auf dem Spiel stehen nicht zu erscheinen. Ist das Unterschleif? Hab ich meinen Studienabschluss denn wirklich verdient, wenn ich nur dann anwesend gewesen sein werde, wenn es notwendig war? (Man beachte das Futur 2!)

Sätze wie: „Du gehst da hin weil du was lernen kannst  und nicht weil du musst!“ könnt ihr euch übrigens sparen. Wenig hilfreich bei der Suche nach der Antwort auf die Frage: „Soll ich oder soll ich nicht?“ Lernen werde ich in einer Trommelgruppe nur wenig, höchstens wie ich mich 90 Minuten zusammenreißen kann um nicht laut zu lachen oder wie ihr körperlich anwesend, mit meinem beschämten Geist jedoch weit weg sein kann.

Besser gefällt mir da schon der Satz: „Ihr müsst das selber wissen, schließlich seid ihr erwachsen.“ Ich würde sagen das stimmt.

3 Gedanken zu „Soll ich oder soll ich nicht?

  1. Irgendwie scheint es Gang und Gäbe, dass im Studienangebot der sozialen Arbeit immer und immer wieder solche Angebote landen – und dann auch noch mit erschreckend hoher Zahl von Studenten frequentiert werden. Das war bei uns auch nicht anders.

    Und, hey, manchmal konnte man Leistungsnachweise so auch im wahrsten Sinne des Wortes geschenkt bekommen. Zumindest bei uns damals.

    1. Was tut man denn wenn man sich auf einmal in einer solchen Veranstaltung wiederfindet?
      Am besten das “Bodenbild” zertreten und den Raum velassen.

      Schön das sich manche Sachen niemals ändern.

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