Morgenstund hat keine Menschen auf der Straße

Am Trocknen

6:00 Uhr morgens ist eine gute Zeit um aus der Kneipe nachhause zu kommen. Noch besser wenn man dabei Herr seiner nüchternen Sinne ist und sich so an die grandiosen Episoden der vergangenen Nacht erinnern kann. Typen gibt‘s die gibt es wirklich! Eine gute Zeit wenn man nicht weiß, ob die Menschen, die einem auf der Straße begegnen gerade nach hause gehen oder gerade von zuhause kommen.

Wenn man auf der Straße überhaupt Menschen sieht, denn die Stadt ist grundsätzlich ausgestorben, an einem Sonntag morgen. Eine gute Zeit um von einer Gaststätte nach Hause zu kommen, in der es üblich ist, dass Menschen dir ihre gestrandete Persönlichkeit darlegen indem sie dir ihre Lebensgeschichten ungefragt reinpressen und wo, nur weil man hier 4 mal die Woche Biere trinkt, in Ordnung geht sich die Zähne auf der Toilette zu putzen. Ist ja immerhin morgens. Na ja so extrem ist es jetzt nicht aber es herrscht schon eine recht heimische Atmosphäre wenn sich Stammkunden ihr Helles selber zapfen und dabei verantwortungsvoll Striche hinter den eigenen Namen setzen.

In diesen „Boazn“, so der Fachbegriff der Etablissements, von denen hier die Rede ist, ist immer was los. Bis in die Morgenstunden kann man hier aufschlagen wenn alle anderen Kneipen geschlossen haben, die Hausparty aufgelöst wurde oder der Geburtstagsumtrunk in der studentischen Wohngemeinschaft nach „mehr“ verlangt. Letzter Abendanker: Boazn!
Eine der vielen Boazn in München ist das „Harlekin“. Viel macht es nicht her aber wenigstens macht sie auf. Damit ist die wichtigste Vorraussetzung geschaffen, neben Zapfhähnen und geschmackvollen Wandverzierungen.

Das Harlekin: Gegründet 1975, 20 Sitzplätze und 8 Biersorten für je 2,90 Euro. Klassischer geht es gar nicht. Hinter der Theke finden sich oftmals Mitbringsel der Stammgäste, gerne Wies‘n-herzen, Trinkstiefel, Postkarten mit humorvollen Sprüchen oder knackigen Weibern oder auch Stofftiere aus pinken Plüsch, die mit den Jahren etwas rauchig und staubig und damit  auch weniger farbintensiv geworden sind. Der Geruch nach Fußballmannschaftsraum ist ebenso wenig wegzudenken wie die 5 Spielautomaten, denn es tummelt sich immer allerlei Volk, das Kleingeld und oft auch das Großgeld mehr loswerden will. Eine unglaublich sinnlose Art des Cashflow, wenn ihr mich fragt, lieber gleich in Getränke umsetzten wäre mein Tipp.

Bei einem Frauenanteil von 25% darf sich bitte auch nicht gewundert werden wenn es, seitens der Stammgäste, schon mal etwas derbe und weniger subtil zugeht was das „Baggern“ betrifft. Bei Neonlicht um halb 4 Morgens Käspätzle bestellen ist auch möglich aber nicht umbedingt eine gute Idee.

Gut ist es auch sich körperlich auszupowern. Ich fange jetzt übrigens ein neues Thema an. Ihr könnt diese ganze Kneipen- und inderfrühheimkommsache jetzt abhacken. Meine zwei großen Themen dieser Wochen sind: erstens Bachelorarbeit schreiben und zweitens: Fit werden für den Alpencross. Fit wird wird man nur durch Bewegung. Daher habe ich beschlossen die Strecke, zu meinen Eltern und Geschwistern in Landsberg und zurück nach München, in Zukunft öfters mal mit dem Fahrrad zurück zu legen. Die Bahn verdient so oder so genug an mir. Gestern hab ich‘s dann zum ersten mal richtig durchgezogen und das ganze natürlich im satten Regen. Es geht schon wenn man sich anständig in Regenkleider hüllt und wenige Pausen macht um warm zu bleiben. 2:45 h sind denke ich nicht schlecht dafür, dass ich den perfekten Weg jetzt nicht umbedingt gekannt habe. Bei diesem Wetter ist es übrigens auf den Straßen ähnlich wie in den Morgenstunden: Menschenleer.

Was ich nur wieder einmal feststellen durfte ist: der einzige wirkungsvolle Ausgleich zum Herumsitzen, Lernen, Lesen und Schreiben ist der körperliche. Unglaublich wie viel angestaute Kraft in einem schlummert. Ich habe immer wieder, wenn ich über längere Zeit laufe oder Rad fahre, das Gefühl, dass ich den Tag über keine Kraft abbaue sondern anstaue. Worauf ich hinaus will ist folgendes: Diese Kraft muss raus und das geht nur durch Schwitzen. Es ist nur zu empfehlen die tägliche Ablenkung und Belohnung nicht im auf dem Sofa, vor der Glotze oder im Internet zu suchen sondern einfach mal loszulaufen. Am besten ohne Musik. Nur du und dein Rhythmus. Wirkt Wunder glaub mir. Das was wir am nötigsten haben, in Zeiten der Dauerbeschallung und des informellen Überflusses, ist die Berührung mit essentiellen Erfahrungen wie zum Beispiel schwere Beine oder eine brennende Lunge. Neueste Statusmeldungen hin oder her.

Das war meine Zwischenmeldung zwischendurch. Bis demnächst.

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