Die tapfere Suche nach dem neunen Ding

Eine Sache im Zeichen der Musik: Ich muss aufpassen, dass jetzt nicht alles folgende durcheinander kommt. Deshalb eins nach dem anderen:

erstens: Ich muss leider feststellen, dass ich, was Musik betrifft von dem neunen Scheiß keine Ahnung habe. Seit ich meine Zeitschrift des Vertrauens gekündigt, weil nicht mehr gelesen sondern vielmehr nur durchblättert habe bin ich erst recht raus aus dem Geschäft. Wer also wissen will, was gerade abgeht im Alternativ-Rock-Indie-Folk-Metall-Hardcore-Verein muss jemand anderen fragen.

Das Schöne an der Sache ist: ich will auch nicht umbedingt wissen wer die neuen Namen der Szene sind. Wie ihre nerdigen Gesichter samt Haarschnitt aussehen und wie stilvoll ihr Debütcover aus sein mach. Vielmehr bin ich daran interessiert, was vom stündlich wechselnden Newcomer-Strom der letzten Jahre übrig geblieben ist. Ich hab so die leise Ahnung dass, trotzt meines Fortbleiben vom newcomer-Radar, nicht viel war was ich verpasst habe. Und das was hörenswert ist (und bleibt,) dass dringt immer irgendwie zu mir durch. Gute Musik wird schließlich nicht schlecht nur weil es neuere gibt, es sei denn sie war noch nie gut. Was totgehört wird wird nicht schlechter es ist eben nur totgehört. Worauf ich hinaus will ist: nicht das Neuste sondern das Beste gilt es zu suchen.

zweitens: Ich ertappe mich immer wieder dabei gleichzeitig alles abzulehnen was mehr als 10 Leute meines Dunstkreises gut finden um gleichzeitig feststellen zu müssen, dass der Mist nicht zwangsläufig schlecht ist. Oft fand ich ihn (den Mist) sogar gut bevor ihn die falschen Leute gut fanden. Ganz schön crazy, oder? „Mehr Mut zum Vertrauen in den Mainstream!“ würd ich sagen. Es ist nicht alles Schlecht nur weil viel Geld dahinter steckt oder ein Lied auch mal im Radio kommt. Ist doch schön für einen Künstler wenn er viele Menschen mit seinem Werk ansprechen kann. Solange er sich nicht selber dabei verleugnet, ist doch alles gut. Bin ich ein Hinterweltler nur weil ich sage, das es doch die MUSIK selber ist die wichtig dabei ist. Warum alles ablehnen was viele gut finden? Schon klar bei vielen Fragen darf man sich nicht auf die Menschenmenge verlassen. Hitler fanden auch die meisten gut. (Hitler zieht immer). Trotzdem solle man nicht umbedingt grundsätzlich alles ablehnen was es in die breiten Medien schafft. Ein querulanter Insider zu sein ist auf Dauer außerdem ziemlich anstrengend.
drittens: Die Behauptung „das hab ich schon gehört als es noch nicht im Radio kam“ stinkt sowieso abartig nach .. was weiß ich, irgendwie nach Arroganz vielleicht, ist auf jeden Fall niemals ernst zu nehmen. Was bringt es dir? Bist jetzt cool oder was? Ich habe auch schon „August Burns Red“ in einem halb so großen Club und für ein viertel des heutigen Eintrittspreises sehen dürfen und stand auch schon vor Mumford & Son‘s und hab dafür keine 40 Eier verkaufen müssen. Macht mich das jetzt zum Vorreiter? Ich glaube kaum, vielmehr bin ich nur zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen oder hab zufällig das richtige Lied zur richtigen Zeit aufgeschnappt.

Ich behaupte ja auch nicht: ich wäre als erstes von meinen Freunden Bus gefahren oder hätte eine Bio-Banane gegessen. Was soll das? Was gut und nicht zu anstrengend ist schafft es eben auf nach oben. Modegetränke oder eben modische Bands leben ja eben davon das sie irgendwer zuerst und dann eben viele genossen haben. Was ist daran schlecht? Ein Cafe was sich an Beliebtheit erfreut und ich zu den ersten Gästen gehörte werde ich auch nicht niederbrennen nur weil mir das Publikum nicht hip genug erscheint. Wer in eine Bar gehen will in der nur coole Leute sitzen kann so oder so täglich einen neuen Versuch starten der von vorn hinein zum Scheitern verurteilt ist. Zeit verändert alles und damit eben auch die Dinge die dir gefallen. Ein Kalenderspruch, das mit der Zeit, ich weiß schon aber nur weil viele Leute eine Sache gut finden muss sie deshalb nicht gleich schlecht sein.

Im Umkehrschluss sind wir uns ja auch einig, dass nicht alles gut ist was viele gut finden. (Wobei wir wieder bei Hitler wären.) Letztlich sind wir alle auch nur der Strömung an Ideen und Trends in den Medien ausgesetzt. Ich weiß schon „Medien“ ist so ein diffuser Begriff der nichts genau bestimmt aber anders kann ich es jetzt auch nicht ausdrucken. Worauf ich hinaus will: Wenn du mit als erster irgendeinen Schmarn mitgemacht hast, dann bist du auch nur mit einer der ersten die  von den Medien beeinflusst worden sind. Schade für dich, Mr. Vorreiter.

letztens: Es hilft nichts sich gegen die typischen Kunsumverhalten von Kultur, Getränken, Musik oder sonstigen aufzuregen wenn man selber eben auch gerne eben diese Dinge gebraucht, aufsucht oder anhört. Vielmehr sollte man sich auf die Suche machen nach dem was bleibt. Was bleibt hängen im Netzt der Qualität? Welche Musik, Welche Bilder,welche Plätze und Beschäftigungen interessieren mich auch noch nach dem Hype? – Achtung jetzt kommt der wichtigste Satz: „Wer immer auf der Suche nach dem Neusten ist wird sich irgendwann auf die Suche nach sich selber machen müssen.“ Den find ich bessonders schlau.

allerletztens: Vor Logos mit Hauptfarbe Orange sollte man sich stets in Acht nehmen. Ich habe keine speziellen Grund das zu behaupten ist eher so ne Gefühlssache.

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