Volles Haus – Konzertbericht Rhoads im Rausch&Töchter München

Foto by Hannes Rohrer.
Foto by Hannes Rohrer.

Das Konzert in München war wohl das Konzert über das wir uns im Vorraus am meisten gefreut haben. Endlich mal in München spielen. Endlich mal in der Nähe unserer Freunde und Kollegen. Wenn die Engsten kommen können wird es bestimmt voll und voll toll.

Wir waren uns nicht ganz sicher, ob der vergangene Freitag in Utting überhaupt zu toppen wäre. Zu schön und zu entspannt war es bei den Alternativen und den Weltfriedlern. Wir sind gespannt. Ein Luxus ist es schon, wenn man nicht ewig weit fahren muss zu seinem eigenen Konzert. Ich reise doch glatt mit dem Fahrrad an.

Um traditionelle 17.00 Uhr trifft das Auto mit unseren Sachen ein. Parkplätze gibt es hier nicht, deshalb fahre ich die Kiste halb auf den Randstein im Halteverbot direkt vor dem Eingang. Wir sind ja gleich wieder weg.

Es begrüßt uns der überaus nette und kompetente Haustechniker Gerit. Ein freundlicher Mensch. Eine echte Ausnahme zu den meisten Technikeridioten, die sich nur zu gerne wichtiger machen als sie sind. Schon jetzt ist es unglaublich heiß hier unten im Kellergewölbe. Die Lüftung scheint nicht zu funktionieren. Ich kann nicht anders und baue meine Bassanlage ohne T-Shirt auf. Zumindest fange ich damit an. Irgendwann ruft mich Gerit nach draußen, die Polizei sei da. Verdammt!

Schnell das T-Shirt angezogen und nach oben gelaufen. Busgeld für Falschparken: 35€. Verdammte Kacke. Wir bekommen heute nicht einmal eine Gage. Das heißt 7 CDs ins Blaue verkaufen. Ich muss das Auto weg fahren. 5 Minuten mit dem Auto weg und 7 Minuten mit den Füßen wieder zurück. Ich bin tierisch gestresst und auch meiner Kleidung sieht man das an. Was für eine Hitze!

Also weiter aufbauen und soundchecken. Tobi unser liebster Mischer auf der Erde kämpft mit der Größe des Raumes. Besser mit der Kleine des Zimmers. Es ist wie wenn du ein Schlagzeug in eine Garage stellt und versuchst nebenbei die Nachrichten im Radio zu verstehen. Schier unmöglich. Dazu kommt die Rückkopplung von Frieders Gesang. Zum Glück ist noch genug Zeit. Nur die Pizza wird kalt.

20.00 Uhr: die ersten Gäste trudeln ein. Überwiegend Freunde und Freundesfreunde. Fast ausschließlich bekannte Gesichter. Wir haben wirklich jeden mobil gemacht, stelle ich stolz fest und mache mir gleichzeitig Sorgen. Vor unbekannten zu spielen ist mir nahezu egal, aber vor all den Menschen, deren Meinung für mich Gewicht hat habe ich keine Chance cool zu bleiben. Viellecht helfen die Freigetränke.

Es wird fleißig begrüßt und sich wiedergesehen, während ich mir noch nicht sicher bin, ob ich mich nun freue oder alles nur schnell vorbei haben möchte. Letztlich kündigt Mischer gut-dass-es-diesen-Mann-gibt-Tobi seine Krankheit an. Migräne schickt den feinen Kerl ins Bett. Auch das noch. Zum Glück scheint Gerit sich auszukennen, auch wenn er die Lieder nicht kennt und auch Dome, gelernter Veranstaltungstechniker, zählt nicht nur zu meinen Freunden sondern auch zu den heutigen Gästen. Die beiden werden das schon hinbekommen sprechen wir uns immer wieder zu. Hinzu kommt noch, dass unser Trommler verletzt ist. Bis vor zwei Tagen war noch nicht sicher ober Peter mit seiner Glasscherbe-schneidet-im-see-den-Fuß-bis-zum-Knochen-auf-Verletzung überhaubt spielen kann. Er wird können. Soviel sei gesagt.

Foto: Hannes Rohrer

Irgendwann gehts endlich los. Der Keller ist brechend voll und gleichzeitig glühend heiß. Ich bin jetzt schon ordentlich am was weg transpirieren. Es wird Musik gespielt. Es wird Freude erlebt und Liebe gegeben. Auf der Bühne von der Größe eines Bierkastens spielen, bangen und schwitzen wir. Alles zugleich und alles nicht ohne Herz. Ich habe noch niemals ein Hemd so nass gewitzt, dass kein Zentimeter trocken geblieben ist. Heute soll ich wohl damit anfangen.

Auch die Leute vor der Bühne leiden sichtlich unter der Hitze, weniger aber unter unserem Auftritt. Sie mögen es – sie lieben es womöglich. Auch wenn der Sound, wie man mir später sagt, schwierig und der Platz wenig ist wir haben einen fantastischen Abend.

Nach einer Stunde ist auch unsere Zugabe vorbei, die Spannung natürlich längst verflogen und die Bühne mit Schweiß getränkt. Zumindest an der Stelle wo ich zu stehen pflegte. T-Shirts werden gewechselt und CD verkauft. Tatsächlich gebe ich mein erstes Autogram im Rahmen eines Konzertes. Zwei etwas ältere Frauen sind extra aus sonstwo angereist weil sie auf Portishead und Archive stehen und daher uns umbedingt sehen wollten. Krasse Geschichte sag ich dazu. Schön, dass ihr da wart.

Endlich darf ich meine Getränkemarken gegen Flüssigkeit tauschen und mich herzlichst bei allen Freunden bedanken die gekommen sind. Nicht ohne dabei auch fleißig Komplimente zu empfangen. Währenddessen gibt es Bier und Umarmungen.

Abbauen und das Auto beladen passiert auch. Muss ja. Was jetzt folgt ist eine Diskussion, die sich gefühlte 60 Minuten in die Länge zieht. Folgendes wird erörtert: Wer kann noch fahren? Wo fahren wir das Auto hin? Was ist der Plan? Wo sollen wir wann hin? Wie kommen und finden alle dahin? Wie kommt das Auto zum Schlafplatz mit nur einem Handy in der Gruppe mit Navigationssystem? Fragen über Fragen. Wir reden so oft um drei Ecken und verzetteln uns in Missverständnissen und Wiederholungen, dass wir eine echte Attraktion für Gerit sind. Anscheinend sehr unterhaltsam. Immerhin.

Der Rest der Nacht: Flasche Wein, Gärtnerplatz, Fahrradtour, Exzess Bar, eine zweite Polizeikontrolle und eine Taxifahrt nach Hause.

Noch eine Zeile darüber wie schön es war alle diejenigen tatsächlich zu treffen, die ich eingeladen habe und diejenigen die unabhängig davon gekommen sind. Dank euch war das Rausch&Töchter an einem Donnerstagskonzert noch nie so voll. Tausend Dank.

Foto: Hannes Rohrer
Foto: Hannes Rohrer

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