12 Stunden Fahrt für eine Stunde Kacke

 

Markus Söllner von roteraube.de schreibt über unsere Musik: „…Das klingt einfach ehrlich. Und ehrlich währt am längsten…“

Ja ja die Ehrlichkeit. Ich muss ehrlich zu euch sein. Lange hab ich es aufgeschoben diesen Konzertbericht zu schreiben. Schon viele male hab ich angefangen und es wieder sein lassen. Man tendiert ja dazu die Sachen zu schreiben die einen in eine besonders vorteilhaftes Licht setzten. Man erinnert sich auch an die Situationen am liebsten an denen es einem so richtig gut ging. Doch wir sind eine ehrliche Band uns darum wollen wir auch nichts auslassen. Ich habe mir vorgenommen über jedes unserer Konzerte zu schreiben, darum werde ich auch dabei bleiben.

Was will er denn? Fragt ihr euch. Was war denn nun los? Fangen wir von vorne an:

Donnerstag: Generalprobe. Extra von Hamburg nach Bayern gebraust um ein letztes Mal zusammen zu spielen bevor es los geht nach Leipzig. Eine Probe wie man sie eben erwartet wenn man länger nicht gemeinsam gespielt hat. Lang und ermüdend, motivierend und schön. Alles auf nacheinander und alles zugleich. Um 00:30 endlich das Auto beladen. So langsam haben wir Routine. Schon wirklich erstaunlich wie wir es schaffen, den kompletten Proberaum und uns selber in einen „Skoda roomster“ zu pressen. Ohne Dachbox würde das wohl nicht gehen. Fühlt sich so ein bisschen nach Urlaubsvorbereitungen an.

Ausgehungert und vollkommen müde sieht das restlich Abendprogramm eher überschaubar aus. Nudeln, eine Folge Family Guy und ab auf die Matratze. Nach zehn Sekunden schlaf ich ein.

10:00 Uhr geht‘s los. in das Auto, zur Tankstelle und auf die Autobahn. Wir sind extra früher als nötig los, haben wir uns gedacht aber denken tut man ja oft viel. Das Wetter und der Verkehr ziehen die Fahrt ins unendliche. Teilweise kann man die Bahn keine 10 Meter erkennen und der ewige stopp-and-go-Verkehr macht uns wahnsinnig. Wir Beschließen die Band etwas besser zu strukturieren und führen zu unserer Erheiterung diverse Ämter ein. Während ich der Sicherheitsbeauftragte bin, wobei keiner weiß was der eigentlich zu tun hat, außer vorsichtig Auto zu fahren, übernimmt Peter das Amt des Technikbeauftragten und Frieder die Aufgaben des Harmoniebeauftragten. Schön wenn jeder so seine Aufgaben hat. Schön auch, dass durch das praktizieren von Schmu die Zeit etwas schneller vergeht. Sechs Stunden Fahrt und wir kommen später als vereinbart zum soundcheck.

Wir spielen im Horns Erben, Ein Fantastischer Club mit einem großartigen Namen und einer Traumhaften Einrichtung. Willkommen zurück in den 20er Jahren. Der Ort des Geschehens ist ein Holzvertäfelter Raum mit Bar und Bühne auf dem ein Flügel steht. Wir haben vor diesen auch zu benutzen. Zumindest für ein paar Lieder.

Alles scheint schön.

Aufbauen heißt heute auch Aufreiben. Der Konzertraum ist im ersten Stock und unsere Technik wird auch nach dem fünften mal Treppe rauf nicht leichter. Aber rumgesessen haben wir ja heute schon lange genug. Aufbauen also. Groß ist sie nicht die Bühne, vor allem der Flügel nimmt einen großen Teil ein. Man arrangiert sich. Der Haustechniker ist wieder einer der netter Sorte. Also keiner der alles besser weiß und vorbereitet ist ist er auch noch. Außerdem freut er sich darüber, dass wir unser monitoring selber übernehmen. Bedeuten tut das folgendes: Statt zusätzlicher Boxen auf der Bühne gibt es für den von uns gemischten Mix auf den Kopfhörer den es auch im Proberaum gibt. Sehr praktisch so etwas. Theoretisch zumindest. Den in der Praxis bedeutet das, dass eine ganze Menge mehr technisches Gerödel mit aufgebaut werden muss.

Soundcheck läuft eher schwierig. Der Flügel mach mucken, beziehungsweise die Mikrofone daran und irgendwie hört es sich alles etwas seltsam an. Frieder hat Stecker vertauscht und bis alles so steht und einigermaßen klingt wie es soll vergehen angespannte Minuten.

Zum Bier gegen die Nervosität gibt es einen Fan der mit charmanten Ost-Slang frägt ob es sich noch lohne eine zu rauchen. Zufällig hat er unseren Namen auf dem Plakat wieder erkannt und ist freudig gekommen nachdem er ein halbes Jahr vorher von uns auf schallgrenzen.de gelesen hat. Dieser Artikel macht sich immer noch bemerkbar. Schön so etwas.

Aber ich schreibe wieder nur wieder um den heißen Brei. Das Konzert also: Es war schrecklich für uns. Meine Kopfhörer funktionierte nur phasenweise und ich wurde mir erst zum letzten Lieb der Ursache bewusst. Der Laptop hat keinen Strom und droht auszugehen. Lieder müssen abgebrochen und von neuen begonnen werden. Es wird geflucht. Auch laut. Das Publikum muss beschwichtigt und die Stunde Horror durchgestanden werden. Die technischen Probleme lassen uns nicht reinkommen und bescheren uns einen mächtigen Stock im Arsch. Verkrampft

Die Zuhörer waren kritisch aber auch gnädig. Nachdem wir uns aus dem backstage trauen verkaufen wir sogar ein paar CDs.

Anstrengend war es. Der Ausflug und auch diese Niederschrift.
Leibzig hat sich mittlerweile in unserem Sprachgebrauch verankert: „Mein inneres Leibzig“ beschreibt wohl am besten beschwerliche und verzweifelte Stimmung.

Dank geht dann doch raus an analogsoul die uns eingeladen us uns vorbildlich versorg haben und an all die gnädigen Gäste. Entschuldigt unser Versagen und danke für alle ermutigende und ehrlich gemeinten Worte.

5 Gedanken zu „12 Stunden Fahrt für eine Stunde Kacke

  1. Jeder, der mal in einer Band gespielt hat weiss, dass solche Konzerte auch dazugehören. Die Professionalität gebietet, in so einer Situation souverän zu bleiben und zu retten, was zu retten ist. Denn wenn man sich nicht runterziehen lässt, kann man wiederum dem Publikum den Abend retten, was in so einer Lage auch angepisst ist.

    1. Ja das stimmt, ist uns auch klar soweit. Kann ja nicht immer super laufen. Das mit dem souverän bleiben weiß ich nicht so recht, ich kann nicht viel damit anfangen wenn es wichtig ist die Show am laufen halten wenn es allen eingendlich kacke damit geht.
      Wenn die Musik erlich sein soll, dann doch bitte auch die Konzerte.
      Danke für die Antwort.
      jo

  2. Ach, ich finde dieses Gerede von der “ehrlichen” Musik immer ein Stück weit übertrieben. Klar ist die Diskrepanz vorhanden, wenn ein grinsender Schlagerheini, der in Wahrheit Depressionen und ein Alkoholproblem hat, dicken Ommis was von der Liebe vorträllert, aber das ist doch bei euch nicht so. Ich meine eher, dass man eben als Musiker die Stimmung für den Abend liefert und diese kann man erzeugen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert