Der innere Mönch

 

Zu meinem Geburtstag habe ich ein Bierbrauset bekommen. Eines mit dem Mann oder Frau, dem Design nach aber eher nur “Mann”, zuhause seine eigene Plörre brodeln kann. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Auch wenn ich nicht zu den großen Bierkennern und Spezialisten gehöre. Ich rieche nicht an Bieren.  Ich trinke sie ganz einfach.

Diese Leute gibt es ja. Die Leute, die sich Fachzeitschriften kaufen wie zum Beispiel die craft beer. Eine Zeitschrift, auf die die Welt jetzt nicht unbedingt gewartet hat. Männer mit Flanellhemden, Engelbert-Strauss-Arbeitshosen und Bartöl nippen an lächerlich kleinen Biergläsern. Es geht viel um Nachhaltigkeit, um Holz, biografischen Neustart, um Regionalität, Authentizität und um Charakter.

Craft beer, Ich weiß ja nicht.

Was ist falsch an den Bieren, die von Mönchen gebraut werden. Seit jeher machen Mönche doch nichts lieber als Brauen und Beten. Ora et servicia. Ich sehe es doch immer auf den Etiketten. Dicke Mönche halten bierselig lächelnd einen Krug in der Hand. Glückliche Mönche können doch nur gutes Bier machen.

Augustiner Mönche brauen Augustiner Bier, Franziskanermönche brauen Frankziskanerbier, auf Kloster Andechs wird Andechser gebraut. Becksmönche brauen Becksbier und Mexikanische Motorradmönche brauen Desperados.

Tief im Inneren bin ich dieser Mönch. Wenn ich einen Krug oder eine Flaschen in der Hand halte bin ich glücklich. Ich liebe Bier. Ich liebe Bier von Mönchen und von Seemännern. Ganz egal. Zu jeder Gelegenheit finde ich scheinbar das passende Bier und das macht mich glücklich. Für den Strand ein Jever, am Deich Astra, als Gipfelhalbe Erdinger. Tillmanns wenn ich Gäste beeindrucken will. Nach dem Sport kommt eigentlich nur Franziskaner alkoholfrei in Frage. Isotonisch und so. Das sagen alle. Klingt gut. Wenn mir einer aus dem Stand heraus erklären kann was isotonisch bedeutet, und ich verstehe was damit gemeint ist, dem geb ich ein Bier seiner Wahl aus.

Schöfferhofer für den Bauchnabel,   Öttinger die U-Bahn, und an der Isar kommt eigentlich nur Augustiner in Frage. Zur Not geht auch Tegernseer .

Zum Frühstück trink ich ganz gern Gösser. Da sind Kräuter drin und zum Einschlafen, wenn die Energie im Keller ist  irgendein Kellerbier. Becks zum Gasgeben, Tannenzäpfle zum versacken.

Nach Feierabend hab ich manchmal einfach Bock auf Doppelbock.

Es gibt zu fast Jeder Gelegenheit gibt es das richtige Bier. Ich stelle nur fest: Das richtige Bier für mich ist gar nicht dabei. Was soll ich trinken in den Momenten, in denen ich einfach nur ein Bier trinken möchte ohne mich dabei zu einer bestimmten Philosophie zu bekennen.

Neulich kaufte ich bei der Tankstelle zwei Flaschen Bier für den Feierabend. Ein Tegernseer und ein Edelstoff. Der bierbäuchige Tankstellenminister kommentierte dies mit den Worten: “So bitte sehr, ein Tegernseer und noch an bissle was zum trinken dazu.”

Wenn sich jemand mit Bierkonsum auskennt, dann der Tankstellenwart. Daher kann man  sicher sagen: Man kann es nicht richtig machen. Bier ist eine Glaubensfrage und darum sollte man auch gar nicht erst versuchen das richtige Bier zu trinken.

Darum rufe ich dazu auf das große Theater um das richtige Bier zu unterlassen. Reist die Etiketten von euren Flaschen und trinkt aus was euch schmeckt. Am Ende kommt es auf das Ergebnis an und das ist immer das Selbe:  Euer innerer Mönch hält selig lächeln einen Krug in der Hand.

Prost.

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