Es gibt ja so Tage, da bin ich eher so nicht so richtig zu gebrauchen. Als ich das letzte Mal zwei Tage frei hatte zum Beispiel. Da hatte ich so vieles vor. Keine großen Vorhaben. Eher so Dinge, bei denen man sich freut, einmal einen Tag frei und damit endlich Zeit für die ganzen Kleinigkeiten zu haben. Ich wollte Pakete zur Post bringen, mein Fahrrad reparieren, einen neuen Text aus meinem Notizbuch ab tippen, Fotos einscannen, Laufen gehen, mein Zimmer aufräumen, Wäsche waschen und und und.
Alles Sachen, die an sich nicht so richtig dringend sind. Also zumindest nicht so dringend, dass bei Nichterledigung eine Krise ausbrechen würde. Dinge, die an sich ja auch keinen ganzen Tag beanspruchen würden. Das dachte ich mir zumindest als mein freier Tag anfing. Ich begann den Tag also erstmal mit Nichtstun. Mehrere Stunden lang machte ich also einfach fast nichts. Zumindest nichts von meinen Vorhaben und auch sonst nichts wirklich körperliches. Ich saß auf meinen Bett und verbesserte meine Englischkenntnisse, sprich ich sah mir eine Serie an.
…
Dann plötzlich, war der Tag fast aufgebraucht. Er war noch nicht ganz vorbei, aber es war zumindest keine Zeit mehr, irgendetwas von meinen Vorhaben ab zu hacken. Die Zeit, die am Anfang des Tages, also als ich anfing Nichts zu tun, noch reichlich zur freien Verfügung stand, war jetzt leer. Komisch komisch.
Als ich das bemerkte musste ich feststellen, dass ich auch, wenn jetzt noch Zeit übrig war, sie niemals ausreichen würde, auch nur eines meiner Vorhaben zur erfolgreichen Beendigung zu bringen. Die Postfiliale würde in 3 Minuten schließen. Das war zu knapp. Immerhin hatte ich meine Pakete noch nicht fertig eingepackt.
Mein Fahrrad brauchte ich heute nicht mehr zu reparieren, denn wo sollte ich denn auch hin fahren? Die Post würde ja schon in drei Minuten schließen und auch sonst war der Tag ja bereits fast aufgebraucht.
Den Text ab zu tippen und Fotos ein zu scannen war unmöglich, denn dafür bräuchte ich meinen Laptop. Da ich aber mit der Verbesserung meiner Englischkenntnisse noch nicht ganz fertig geworden war, war dieser besetzt.
Um Wäsche zu waschen war es schon zu spät. Also ich hätte das schon machen können, doch ich dachte mir, da ich ja heute nicht Laufen gegangen bin und meinen Schlafanzug noch nicht ausgezogen hatte, hatte ich weniger Wäsche verbraucht als ursprünglich angenommen. Ich würde auch morgen Wäsche verbrauchen und waschen müssen können.
Alles keine großen Versäumnisse. Immerhin habe ich meinen Tag für mindestens eine Sache genutzt: Dem Verbessern meiner Englischkenntnisse. Immerhin würde ich auch morgen frei haben. Kein großer Schaden also, wenn ich all die Dinge morgen erledigen würde.
Ich dachte noch ein wenig über meinen erfolglosen Tag nach, als mich massive Schuldgefühle heimsuchten. Was hatte ich nur getan? Ich hatte einen ganzen Tag verschenkt. Die Feststellung der Tatsache, dass ich nicht einmal in der Lage gewesen wäre diesen Gedanken in adäquates Englisch zu übersetzten, machte die Sache nicht besser. Ich verfiel in eine tiefe Depression. Diese dauerte den Rest des Tages an und zog sich bis in den nächsten Tag. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich feststellen musste, dass auch mein zweiter freier Tag fast aufgebraucht worden war.
Mittlerweile habe ich mich wieder im Griff. Das merkt ihr daran, dass ich diesen Text von meinem Notizbuch abgetippt vor euch seht. I have you all verry lovely. Here are some pictures I took with my analog camera.
P.S.:Kauft doch mein neues Buch, wenn Ihr Lust habt. Hier zum Beispiel. Ich würd mcih freuen.